Was Facebook dem Mittelstand wirklich beibringen kann

Kürzlich hat Facebook eine Initiative namens Digital Durchstarten gegründet. Sie soll dem Deutschen Mittelstand in Sachen Digitalisierung auf die Sprünge helfen. Die SZ hat dazu getitelt "Facebook entdeckt den Mittelstand". Spannender ist jedoch die Frage, ob der Mittelstand Facebook entdeckt.Auf der Webseite von Facebooks Initiative gibt es derzeit Lehrvideos, Leitfäden, Praxisbeispiele, Präsentationen und anderes mehr. Die Süddeutsche zitiert dazu den für den Mittelstand zuständigen Facebook-Mitarbeiter, Arne Henne, mit den Worten "Wir kennen die Herausforderungen einer Umstellung auf mobile Geräte wie Tablet und Smartphone aus eigener Erfahrung." Und weiter: "Die Transformation sei sehr komplex." Leider kommentiert die Süddeutsche hier nicht, sie berichtet lediglich. Das ist journalistisch einwandfrei, allerdings verlangt das Thema förmlich nach einem Kommentar. Ich erlaube mir ihn nachzuliefern:Was man nicht von Facebook lernen kannDie Transformation, von der Facebook hier spricht, ist die Umstellung seines Portals vom Desktop auf Mobilgeräte. Zweifelsohne ist bzw. war das bei einer Plattform wie Facebook eine große Aufgabe. Rückblickend hat Mark Zuckerberg im Jahr 2012 die Rolle der Webtechnik HTML5 in seinen mobilen Apps als Fehler bezeichnet und den Fehler in den Folgejahren korrigiert. Facebook hat damit etwas Geld verloren - das tut ihnen nicht weh - und etwas Zeit - das kann schon kritischer sein. Daraus kann man als Außenstehender vielleicht etwas lernen, oder auch nicht, je nachdem, ob man in einer vergleichbaren Situation vor einer vergleichbaren Entscheidung steht.Aber ist Facebook damit zu einem ausgewiesenen Experten in Sachen Digitalisierung geworden? Facebook war immer digital. Digitale Transformation und Digitalisierung bezeichnen jedoch die Umwandlung von nicht digitalen Prozessen, Unternehmensabläufen, Produktionsprozessen, Geschäftsmodellen u.a.m in ein digitales Äquivalent oder eine digitale Weiterentwicklung. Facebooks Umstellung von Desktop auf Mobil ist keine Digitale Transformation, sondern eine Umstellung auf neue Devices. Mehr nicht.Was man von Facebook lernen kannOb oder dass die Lehrvideos und Leitfäden, die Facebook auf seiner Seite zur Verfügung stellt, nützlich sind, will ich gar nicht beurteilen oder gar abstreiten. Die Liste der Partner von Digital durchstarten, vom BVMW bis zum High-Tech-Gründerfonds, steht für zusätzliche Qualität. Gut so.Aber der Mittelstand sollte von Facebook vor allem eins lernen: Wie man in unseren Zeiten mit Menschen kommuniziert. Gemeint sind

  • Kunden (sowohl B2C als auch B2B!)
  • Einkäufer
  • Lieferanten
  • (neue, potentielle) Mitarbeiter
  • Partner
  • kurz: Jeder

Dieser Aspekt der Digitalen Transformation, die Kommunikation im Social Media-Zeitalter, stellt Tim Cole in seinem Buch Digitale Transformation: Warum die deutsche Wirtschaft gerade die digitale Zukunft verschläft und was jetzt getan werden muss! gut dar. Das Buch hat seine Schwächen, aber die Ausführungen zu diesem Punkt, von Social Selling bis Smarter einkaufen, gefallen mir gut.Das heißt nicht, dass die gesamte Unternehmenskommunikation auf Facebook verlagert werden muss. Aber je nach Business muss die gesamte Unternehmenskommunikation auf Facebook ausgedehnt werden. Und auf Twitter. Und auf Xing. Und auf Instagramm. Und auf LinkedIn. Und auf TheNextBigSocialMedia. Omnichannel, wie das Neudeutsch heißt. Und wie die "Mechanik" der "Social"-Kommunikation funktioniert, kann man sehr gut beim Platzhirsch lernen - vielleicht auch von ihm.

Zurück
Zurück

Mittelstand sieht kein Hindernis für Digitalisierung

Weiter
Weiter

Konferenz: DIHK packt die Glaskugel für den Mittelstand aus