Finde deinen Flow

Ich bin im Flow. Körper und Geist sind im Einklang und in Bewegung wie Zahnräder in einem schweizer Uhrwerk. Die Gedanken sind blitzschnell und das Handeln fällt uns leicht. Die Zeit scheint still zu stehen. Arbeit fühlt sich überraschend leicht an. Von Stress ist keine Spur. Im Gegenteil, der Zustand setzt mehr und mehr Energie frei. Produktivität? Ein willkommener Nebeneffekt. 

Die meisten von uns haben diesen Zustand schon einmal selbst erlebt, wenn auch nur selten. Wir nennen ihn “Flow”. So verlockend schön, wie dieses Gefühl auch ist, so willkürlich scheint dieser Geisteszustand vorzukommen. Wenn wir den Flow-Zustand als Schlüssel für Produktivität und Glück bei der Arbeit sehen, wie kann es uns gelingen, ihn regelmäßig zu erreichen? Für uns selbst und für andere. 

Warum halte ich Flow für so wichtig?

Ich persönlich schätze zwei Dinge am Flow-Zustand ganz besonders. Erstens, das Gefühl nach der eigentlichen Arbeit. Nach getaner Flow-Arbeit fühle ich mich nicht angestrengt und erschöpft, sondern belebt. Mir bleibt mehr Energie für andere Dinge, die mir persönlich wichtig sind: Familienvater sein, Hausarbeit, Gartenarbeit oder Sport. Damit ich dauerhaft Leistung erbringen kann und mir ausreichend Energie-Ressourcen sowohl für die Arbeit als auch für mein Privatleben zur Verfügung stehen, ist für mich die Balance zwischen den teilweise konkurrierenden Lebenszielen ein Muss. Daher halte ich es für erstrebenswert, Flow nicht nur in einen Teil des eigenen Lebens zu integrieren, sondern ihn in unterschiedlichen Bereichen zu praktizieren, um ein stabiles Gleichgewicht zu erreichen.

Zweitens, Flow führt zu Fortschritt. Mir geht es oft so, dass ich im Flow mehr erreiche als in den anderen Phasen meiner Arbeitszeit. Dieser Effekt wird deutlich verstärkt, wenn der Zustand regelmäßig erreicht wird. Dadurch fällt es mir deutlich einfacher, meine Ziele zu erreichen. Inkrementeller Fortschritt fühlt sich gut an und motiviert zum Weitermachen. Ähnliche Erfahrungen kenne ich auch aus meiner Arbeit in einem Team. Eine Team-Dynamik, die Flow sowohl für das Zusammenwirken aller Mitglieder unterstützt als auch Raum für individuelle Flow-Phasen bietet, vergrößert den Wirkungsgrad eines Teams. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich auch, dass häufige Unterbrechungen und Multitasking einen negativen Effekt auf die Leistungsfähigkeit ausüben und die Erreichung von Zielen ausbremsen.

Wie finde ich meinen Flow?

Wenn du an dieser Stelle nun den ultimativen Lifehack erwartest, der dich sofort in den Flow-Zustand versetzt, muss ich dich enttäuschen. Ich bin der Überzeugung, dass es keine Sofortlösung gibt. Kopf hoch, die gute Nachricht ist, dass du mit eigener Arbeit schaffst, deinen ganz eigenen Weg zu finden und nachhaltig damit erfolgreich zu sein! 

Um das zu erreichen, habe ich mir eine Vorgehensweise von Emiliana Simon-Thomas und ihrem Team abgeschaut. Sie widmen ihre Arbeit im Greater Goods Science Center an der University of California, Berkeley, dem Ziel, durch inspirierende Geschichten, Tipps und Hilfsmittel ein glücklicheres Leben und mehr Mitgefühl in der Gesellschaft zu erreichen. Sie verwenden den “IMI-Ansatz”, um auf Erkenntnisse Handlungen folgen zu lassen. IMI steht dabei für die Vorgehensweise: Inquire, Model, Implement.

Inquire

Ziel dieses Schrittes ist es, durch Fragen Erkenntnisse zu gewinnen, die dir dabei helfen werden, umsetzbare Maßnahmen zu finden und herauszufinden, wo du dich aktuell mit deinem Vorhaben befindest. Hier ein paar Beispiele:

  • In welchem Bereich deines Lebens möchtest du Flow praktizieren?

  • Wie sieht dein persönlicher Flow-Zustand aus? Welche Rituale hast du? Wie fühlt es sich für dich an?

  • Welche Faktoren und Umstände machen es dir leichter, in den Flow zu kommen?

  • Welche Vorbereitungen kannst du treffen?

  • Was führt bei dir zu Ablenkungen und wie kannst du sie minimieren? 

  • Wie viel Zeit und Energie möchtest du investieren, um nicht auszulaugen? 

  • Für die Arbeit mit anderen Menschen: Wen solltest du mit einbeziehen oder informieren? Wie können dich andere Menschen unterstützen?

  • Für die Arbeit im Team: Was ist euer gemeinsames Verständnis von Flow? Wie sieht euer Zusammenwirken aus? Wie fühlt es sich an?

Model

Mit Hilfe deiner gewonnenen Erkenntnisse, solltest du nun befähigt sein, deine individuellen Maßnahmen modellieren zu können. Sei kreativ und tob dich aus. Hier ist das Ziel, eine konkrete Vorstellung und umsetzbare Schritte zu haben, die du in deinem Alltag anwenden kannst. Die folgenden Schritte helfen mir in der Modellierung immer sehr:

  • Prioritäten setzen: Sei dir deiner Prioritäten bewusst und setze dich mit den Konsequenzen auseinander. Es ist möglich, dass deine neuen Prioritäten in Konkurrenz mit anderen Umständen stehen. Priorisiere Flow-Zeiten konsequent in deinem Alltag, pass aber auf, dass du nicht alle Brücken auf einmal abbrennst.

  • Ablenkungen minimieren: Identifiziere deine Schwächen und finde Wege, Ablenkungen zu reduzieren. Social Media, große Gruppen von Menschen, laute Geräusche, Anrufe, spontane Termine oder Multitasking. All das sind Beispiele, die für Ablenkungen sorgen und zu einer Unterbrechung deines Flows beitragen können. Suche dir Zeiträume, in denen du ungestört sein kannst. Oder schließe dich Menschen an, die ein ähnliches Ziel wie du verfolgen. 

  • Kleine Schritte führen zu nachhaltigem Erfolg: Zerlege deine Maßnahmen in kleine Handlungsschritte. So erhältst du ein Bild davon, wie du dein Vorhaben in die Praxis umsetzen kannst. Somit wird es einfacher, neue Routinen aufzubauen und schrittweise zu verbessern.

  • Behalte deine Ziele im Auge: Setze dir erreichbare Ziele und gestalte sie schrittweise anspruchsvoller. Überanstrenge dich nicht von Anfang an. Du solltest in der Lage sein, das Ganze dauerhaft aufrechterhalten zu können, ohne auszubrennen. Klare Zielformulierungen mit messbaren Ergebnissen oder Wirkungen helfen dir dabei zu überprüfen, ob du auf dem gewollten Weg bist und gegebenenfalls dabei notwendige Kurswechsel einzuleiten.

Implement

Die beiden vorherigen Schritte dienen mehr oder weniger der Vorbereitung und sollten dir dabei helfen, Ordnung in deine Gedanken zu bringen und eine Struktur für deine Handlungen zu finden. Außerdem können sie ein hilfreiches Nachschlagewerk für iterative Überprüfungen und Verbesserungen sein. Nichtsdestotrotz sind sie wirkungslos ohne den nächsten Schritt. Daher erlaube mir bitte folgenden Rat: Halte dich nicht zu sehr mit den Schritten eins und zwei auf und versuche die allerbesten Antworten zu finden und die perfekten Pläne zu schmieden, sondern komm möglichst schnell ins Handeln und nutze die oben genannten Punkte für die Reflexion und Verbesserung. 

  • Leg los: Das hier ist dein Startschuss! 

  • Es liegt an dir. Niemand sonst kann das hier für dich erledigen. 

  • Plane Zeit zur Selbstreflexion und identifiziere Verbesserungen.

  • Tausche dich mit anderen Menschen aus. Das erhöht deine Chancen auf Unterstützung und fördert deine Selbstverpflichtung. 

  • Disziplin ist der Schlüssel zum Erfolg. 

Mein Fazit

Finde deinen Flow. Du solltest in der Lage sein, jeden Tag erholt und einsatzbereit zu sein. Das gezielte und regelmäßige Eintauchen in den Flow kann dir dabei helfen, deine Ziele zu erreichen und Ablenkungen, die dich ausbremsen, zu minimieren. Es gibt keine Sofortlösung, die dich sofort und zu jeder Zeit in den Flow-Zustand befördert. Der IMI-Ansatz kann dir dabei helfen, deinen Weg für mehr Flow selbst zu gestalten. 

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